Die Facebook-Strategie wird der Twitters immer ähnlicher

In einem meiner letzten Beiträge hatte ich angemerkt, dass Facebook hinsichtlich der Sichtbarkeit von Facebook-Inhalten im offenen Web eine Kehrtwende eingeleitet hat. Auf die Hashtags — die nur funktionieren, wenn sie plattformübergreifend eingesetzt werden — folgten »Embedded Posts«. Hiermit können Facebook-Inhalte direkt in Webseiten und Blogs eingebunden werden.

Das Facebook erfolgreiche Features anderer Social-Media-Plattformen nachahmt, ist nicht neu. Der Kurznachrichtendienst Twitter scheint ein besonders beliebtes Vorbild zu sein, Firstpost hat aufgelistet, welche Twitter-Features Facebook als “Anregung” für eigene Neuerungen genutzt hat. Die Trending Topics à la Twitter und auch Google+, die in den USA getestet werden, sind nun ein weiterer Schritt.

Facebook macht öffentlich, dass News-Feed Algorithmen existieren

Obwohl es mit dem letzten Update keine gravierenden Änderungen gibt — so die allgemeine Bewertung — sind große Veränderungen bei der Kommunikation Facebooks über den News-Feed-Algorithmus (allgemein bekannt als EdgeRank ) festzustellen:

We’ve heard from our users and Page owners that we need to do a better job of communicating these updates. Starting today, we’re going to try and change that. News feed FYI blog posts, beginning with this one, will highlight major updates to News Feed and explain the thinking behind them.

Die Erkenntnisse darüber, wie diese Algorithmen arbeiten, sind hier und hier dargelegt worden.

Facebook will zur Echtzeit-Plattform werden

Einige Elemente des letzten Updates halte ich für besonders interessant: Das sind zum einen die oben angesprochenen Trendic Topics. Auch wenn versucht wird, einen direkten Vergleich mit dem gleichen Twitter-Feature mit Hinweisen auf die ehemalige Grundidee — »Facebook verbindet Nutzer mit Menschen, die sie kennen« — zu relativieren: Es ist ein deutlicher Schritt Facebooks in Richtung Echtzeit-Plattform.

Laut Justin Osofsky, Facebooks Mann für Partner­pro­gramme, hilft das dabei, Facebook zu »entsperren und Gespräche über gemeinsame Interessen, die bereits im Gange sind, aufzunehmen«. Ein Klick auf die Trendic Topics zeigt dann, was einige der Facebook-Freunde dazu gepostet haben. Sie sehen aber dann auch Kommentare und Beiträge von Menschen, die sie nicht kennen. Man muss abwarten, wie dies mit den Einstellungen zu Privatsphäre harmoniert.

»Last actor« und »Last actor chronological«

Für »Last actor« analysiert Facebook die letzten 50 Interaktionen eines Nutzers (Freunde und Seiten). Gehört eine Seite zu diesen Interaktionen, bekommt sie einen Bonus. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, das kommende Beiträge den Nutzern angezeigt werden. Damit das wirkt, müssen Marken die Benutzer immer wieder aufforden, auf einer regelmäßigen Basis zu interagieren.

»Last actor chronological« ist ein Feature, dass zwar vorgestellt wurde aber noch nicht implementiert ist. Ob es schon zu Testzwecken zur Verfügung steht, ist unklar. Es ist ein weiterer Schritt von Facebook, an die Twitter Erfolge in der Echtzeitkommunikation anzuknüpfen – wie schon durch die Einführung von Hashtags auf Facebook.

Dieses Update soll Beiträge eines bestimmten Nutzers über Realtime-Events prominent darstellen. Facebook zeigt dann Beiträge über dieses Event in chronologischer Reihenfolge an der Spitze der News-Feed, belässt den Rest des Feeds aber so wie er ist.

Wie Nick Grudin mitteilt, will Facebook zukünftig Promis dazu ermutigen »ehrliche Gedanken und Bilder« auf Facebook zu teilen. Wie das dann aussehen kann, hat AllThingsD an einem Facebook-Post von Kobe Bryant illustriert. Wir sollten uns da auf einiges gefasst machen. Peter Kafka schreibt dazu auf AllThingsD:

Expect Facebook to keep beating the drum at the same time it courts talents and urges its users to talk among themselves. Said Osofsky: “This is an area of strategic importance for us.”

Links zum Thema
Econsultancy: Five takeaways from Facebook’s News Feed algorithm update
AllThingsD: Facebook Takes on Twitter by Courting Celebrities, Building Twittery Tools

Bilder: ishp Consulting, AllThingsD